Marie-Christine Schindler ist PR-Beraterin und hat sich mit dem Buch „PR im Social Web“ einen Namen gemacht. Dieser taucht auch regelmässig in Social Media sowie in Suchresultaten zu den Themen PR und strategische Kommunikation auf. Im Interview spreche ich mit Marie-Christine darüber, wie sie ihre starke Personenmarke aufgebaut hat und warum es sich lohnt, den Marathon „Personal Branding“ in Angriff zu nehmen.

Marie-Christine, in deinen Social Media Profilen verwendest du ein Hintergrundbild, auf dem dein Buch „PR im Social Web“ abgebildet ist. Wie wichtig war dieses Buch für den Ruf, den du dir als Expertin für PR und Kommunikation erarbeitet hast?

Ich habe mich vor 10 Jahren selbständig gemacht und hatte damals noch keinen Namen zum Thema Online-PR. Wenn Kunden sich für eine Zusammenarbeit entscheiden, hilft entweder ein starker Brand oder eben ein Buch. Ich habe das Buch aber nicht allein aus diesem Grund geschrieben. Es war eine logische Folge der Masterarbeit, die ich ebenfalls zum Thema geschrieben habe. Das Buch, das ich mit Tapio Liller zusammen geschrieben habe, ist mit über 11’000 verkauften Exemplaren zum Bestseller und Standartwerk geworden. Dieser Erfolg hat uns nicht nur gefreut, sondern auch geholfen.

Welche weiteren Kanäle oder Methoden waren für den Aufbau deiner Personenmarke wichtig – offline wie online?

Social Media war ja damals ein ganz neues Thema und so habe ich intuitiv alle Kanäle für mich entdeckt, mich online und an Events vernetzt und weitergebildet. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Personenmarke nur glaubwürdig aufgebaut werden kann, wenn sie auf einer regelmässigen, konsistenten, aber auch wertschätzenden Kommunikation aufbaut. Es geht also stets um Geben und Nehmen, wobei das Geben zuerst kommt und beim Nehmen die «Thank you Economy» enorm wichtig ist. Strategisch wichtig ist mein Blog, und später auch der Newsletter dazu, mit welchem ich einen eigenen starken Kanal aufgebaut habe.

Gibt es auf der anderen Seite Dinge, die für dich überhaupt nicht funktioniert haben?

Ja und nein. Es gehört aber natürlich dazu, auszuprobieren und neue Wege zu beschreiten. Genauso dazu gehört auch der Abschied zum Beispiel von Kanälen oder auch von Zusammenarbeiten. So habe ich im April 2018 meine Fanseite auf Facebook geschlossen, weil durch die Umstellungen bei Facebook die Sichtbarkeit gelitten hatte und der Aufwand in keinem Verhältnis mehr zum Resultat stand.

Dein Status als Expertin dürfte sich nicht einfach so entwickelt haben. Hast du zu einem gewissen Zeitpunkt gezielt eine Strategie erarbeitet mit Zielen, Zielgruppen, Themen, Kanälen und was noch so zum Personal Branding dazugehört?

Es ist in der Tat so, dass sich das zuerst sehr organisch entwickelt hat. Ich erinnere mich, dass ich sehr früh meinen Namen mcschindler für all meine Profile verwendet habe. Entstanden ist diese Abkürzung durch meinen Account, den ich bei Twitter eröffnet habe. Mein Vorname ist zu lang und so musste ich kürzen. Heute ist mcschindler Teil meines Brands. Es hilft sicher, dass ich in meinem Branding sehr konsequent vorgegangen bin. Auch war ich aus Passion und Interesse regelmässig auf verschiedenen Kanälen aktiv. Als langjährige PR-Beraterin ist auch das Thema der Organisationskommunikation gegeben. Das Internet und insbesondere das Social Web haben mir ganz neue Perspektiven in diesem Beruf aufgezeigt. Ich habe sie für mich entdeckt und erforsche alle Themen, die mit Online-PR und strategischer Kommunikation im digitalen Raum zusammenhängen.

Meine Strategie? Ich lebe die Vernetzung in allen Formen mit Gesprächspartnern in meinen Beiträgen und indem ich lesenswerte Beiträge kuratiere. Zudem achte ich darauf, in meinem Blog regelmässig Beiträge in hoher Qualität aufzubereiten und ich nutze die Chance in anderen Blogs oder neuerdings auch in Podcasts mein Wissen zu teilen.

Für mich persönlich interessant: Welche Relevanz hat deiner Meinung nach SEO beim Personal Branding?

Für mich ist SEO zentral, wobei ich natürlich lange nicht wusste, dass es das gibt. Ich habe aber intuitiv vieles gemacht, was ich heute als SEO begreife: Konsistenz in den Themen und im Auftritt und Kontinuität sind für mich Grundlagen. Ich optimiere jeden meiner Blogbeiträge mit dem YOAST-Plugin, dazu gehört auch das Bilder-SEO. Und natürlich spielt SEO auch bei Aufbau und Gestaltung meiner Beiträge immer eine Rolle. Damit das etwas bringt, braucht es regelmässig den Blick unter die «Kühlerhaube», ich schaue mir monatlich auch meine eigenen Zahlen zu Zugriffen und Interaktion an.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der heute von Null auf seine Personennmarke aufbauen möchte?

Ich denke, das muss aus einer intrinsischen Motivation geschehen, aus einer Passion für ein Thema und der Lust, dieses zu vertiefen und zu teilen. Dazu gehören aber auch Ausdauer und Geduld. Eine Personenmarke entsteht nicht von heute auf morgen. Wenn man diesen Marathon in Angriff nimmt, sollte man also gut überlegen, warum man den doch recht grossen Aufwand auf sich nimmt. Er lohnt sich, aber eben nur, wenn er etwas bringt.

Wenn es um PR und Kommunikation geht, bist du bei vielen Leuten „top-of-mind“. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für dich?

Vielen Dank, das freut mich, ich erfahre auch in persönlichen Begegnungen Wertschätzung, das ist das Benzin für meinen Blog und mein Tun. Die Bekanntheit hilft mir natürlich im Neukundengeschäft, ich erhalte viele Anfragen. Mit meinem Blog habe ich aber auch mein eigenes kleines Fachmagazin aufgebaut und hier schätze ich es enorm, dass mir die Türen zu Unternehmen und leitenden Mitarbeitern für Hintergrundgespräche offen stehen. Vieles läuft einfacher, weil ich vom Bekanntheitsgrad, aber offenbar auch vom Vertrauen in meine Expertise profitieren kann. Und ja, Fachbücher muss ich mir nicht mehr so viele kaufen, ich bekomme Rezensionsexemplare. 😉

Bringt deine thematische Bekanntheit auch Nachteile mit sich?

Nicht die Bekanntheit an und für sich, aber du deutest es an, es ist der Themen-Fokus, den ich schon im Auge behalten muss. Einerseits merke ich zum Beispiel auf Twitter, dass ich nicht einfach irgendetwas posten kann. Wenn ich mich dort zu weit von meinem Thema entferne, reagiert die Community befremdet. Nicht dass sie das sagen, aber ich spüre das direkt an der Interaktion. Dann ist es aber auch so, dass sich die verwandten Themen entwickeln, es muss mir also gelingen, bei meinem Kernthema zu bleiben und trotzdem Trends aufzugreifen. Ich frage mich bei jedem Beitrag: Passt das thematisch zu meinem Auftritt? Ich zeige ja nur einen Teil von mir, dabei bin ich gerne persönlich, aber eigentlich kaum privat.

Planst du in nächster Zeit neue Elemente rund um dein Personal Branding, auf die wir gespannt sein können?

Hm, wir haben von Strategie gesprochen, aber ehrlich gesagt entsteht Neues oft sehr spontan und ohne grosse Planung. Da war so mit dem Blog, aber auch mit dem Newsletter. Irgendwann kommt der Moment, wo ich etwas neues entdecke. Dann gärt das eine Weile und dann lege ich sehr schnell los und probiere aus. So gesehen, nein. Aber frag doch morgen nochmals ☺.

Herzlichen Dank für das Interview.

(Dieses Interview ist Teil 2 einer kleinen Interview-Serie zum Thema Personal Branding.)


Thomas Lang - Interview Personal Branding

Marie-Christine Schindler ist PR-Beraterin aus Leidenschaft und seit den Anfängen mit Neugier im Internet aktiv. Sie hat sich einen Namen als Expertin für strategische Kommunikation im digitalen Raum gemacht. Mit mcschindler.com berät sie seit 10 Jahren Unternehmen und Organisationen zu Online-PR.