Lukas Stuber ist Managing Director bei Dept und Pionier im Bereich Search Engine Marketing. Als ich mich seinerzeit mit diesem Thema zu befassen begann, verschlang ich sein Fachbuch und war Zuhörer seiner packenden Referate. Im Interview spreche ich mit Lukas darüber, wie er seine Personenmarke aufgebaut hat – und über 15 Jahre lang halten konnte.

Disclaimer: Vor gut sieben Jahren stellte mich Lukas damals bei Yourposition als SEO an. Auch sonst hat er – aus meiner Perspektive – einiges richtig gemacht…

Lukas, vor 15 Jahren hast du das Buch „Suchmaschinen-Marketing“ im Orell Füssli Verlag herausgebracht. Seither bist du in der Schweiz „top-of-mind“ bei diesem Thema. Wird das nicht irgendwann langweilig?

Nein, überhaupt nicht. Erstens hat sich das Thema Suchmaschinen-Marketing im Speziellen, Digital Marketing im Allgemeinen, in dieser Zeit unglaublich weiterentwickelt und das Innovationstempo nimmt erst noch ständig zu. Für Langeweile bleibt da gar keine Zeit. Zweitens hatte ich das Privileg, in dieser Zeit eine Firma aufbauen zu helfen, die von ursprünglich vier auf inzwischen über 50 Mitarbeitende angewachsen ist und heute zu einer internationalen Digital-Agentur mit über 1’500 Leuten in 13 Ländern gehört. Auch hier also eine permanente Entwicklung, die nie langweilig geworden ist.

Du musst damals noch ein ziemlicher Exot gewesen sein mit dem Thema Search Engine Marketing. Inwiefern hatte das Buch zu deiner Bekanntheit beigetragen?

Zwar nur mittelbar, aber trotzdem entscheidend. Tatsächlich war das 2004 ein Nischenthema und ich wundere mich immer noch, dass der Verlag die Sache damals herauszubringen wagte. Erstaunlicherweise gingen damals doch ein paar tausend Exemplare über den Ladentisch und noch heute treffe ich manchmal Leute, die dank diesem Buch den Einstieg ins Digital Marketing gewagt haben. Viel entscheidender war allerdings, dass mir diese Publikation die Türen zu verschiedensten Hochschulen öffnete, an denen ich bis heute doziere. Und das ist wohl einer der Hauptgründe, weshalb mich heute der eine oder andere kennt: meine Dozententätigkeit.

Sich eine Personenmarke aufzubauen ist das eine, sie zu halten das andere. Wie hast du das über eine so lange Zeit geschafft?

Eigentlich ausschliesslich mit reden, reden, reden. Klassen in Weiterbildungslehrgängen zu unterrichten ist eine meiner grossen Leidenschaften, und ich liebe es, wenn sich mein Fachwissen mit dem individuellen Business-Wissen der Studierenden vermengt. Da passieren jedes Mal spannende Dinge, hoffentlich auf beiden Seiten. Da ich seit fünfzehn Jahren als Dozent aktiv bin, hat sich so ein ziemliches Netzwerk ergeben, und in zahllosen Unternehmen in der Schweiz sitzen Menschen, die mich als Dozent kennengelernt haben.

Wie haben sich die Möglichkeiten fürs Personal Branding in den letzten 15 Jahren verändert?

Nun, selbstverständlich hat Social Media sehr vieles verändert, aber das schon vor langer Zeit. Was sich derzeit verändert, sind eher die Inhalte, und zwar in problematischer Weise, finde ich. Es ist mittlerweile breit akzeptiert, dass man im Interesse des Personal Branding mittels Social Media nicht nur Fachliches und Berufliches, sondern selbst Allerprivatestes erzählt, um damit Bewunderung für die eigene Person zu provozieren. Gerade Anfang 2020 bin ich über zahlreiche persönliche Jahresrückblicke gestolpert, die mich sehr unangenehm berührt haben, weil ich da Dinge erfahre, die mich überhaupt nichts angehen. Ich kenne diese Leute oft nur ein bisschen und bin eigentlich ein Fremder für die. Mit derlei beruflich-privaten Geständnissen, die jetzt gerade so im Schwange sind, tritt man mir entschieden zu nah. Der kürzlich verstorbene Drummer Neil Peart hat mal die Songzeile geschrieben „I can’t pretend a stranger is a long awaited friend.“ Das geht mir ähnlich, weshalb ich mich wohl auch so schwer tue mit Social Media.

Macht es eigentlich Sinn, seine Personenmarke in Suchmaschinen zu bewerben? Wie hast du das selber gehandhabt?

Ich finde, es wirkt eher ein bisschen eitel, aber eben: Ich bin da vielleicht übertrieben zurückhaltend. Aber auf diese Weise nachzuverfolgen, wie oft – oder wie selten – Leute einen bei Google suchen, und mit welchen Begriffen, ist durchaus unterhaltsam, der Nutzen ziemlich sicher minimal. Eine Speaker-Agentur, die mich im Portfolio führt, belegt meinen Namen seit langem mit einem Ad, was sinnvoll ist – ich bin bei denen Teil des Angebots. Für mich selber lasse ich das lieber.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der heute neu mit Personal Branding starten möchte?

Unbestritten ist wohl, dass die Leidenschaft für ein Thema immer die Grundlage ist. Ist die nicht da, wird gar nichts klappen. Dann wird man schnell zu einem dieser LinkedIn-Zwischenrufer, die sich bei allen erdenklichen Themen zu Wort melden, ohne viel zu sagen. Ist die Leidenschaft aber vorhanden, gibt es genügend Kanäle, um sein Publikum zu finden, online oder – was bei mir viel mehr der Fall ist – offline. Davon abgesehen würde ich dazu raten, sich sehr genau zu überlegen, wie viel Privates man tatsächlich daruntermengen möchte. Personal Branding um jeden Preis empfinde ich, wie gesagt, als sehr unangenehm.

Was waren für dich die Vorteile einer starken Personenmarke im Bereich Search Engine Marketing?

Von Vorteil ist bei mir weniger die Marke an sich, als vielmehr ihre Grundlage: Dank den hunderten von Dozenturentagen und Referaten in den letzten fünfzehn Jahren sind viele, viele Leute im Digitalbereich tätig, die mich erlebt haben und mir, so weit ich weiss, meistens ganz gerne zugehört haben. Das eröffnet einen natürlichen Zugang zu vielen Firmen, die gerne mit uns zusammenarbeiten möchten.

Gab es auch Nachteile?

Nicht wirklich, nein. Bloss die wiederkehrende Frage, weshalb ich denn meinen Personal Brand nicht stärker via Social Media pushe, nervt manchmal.

Werden wir in weiteren 15 Jahren beim Namen Lukas Stuber immer noch an das Thema Search Engine Marketing denken?

Rein statistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit minimal. Andererseits: 2003 prophezeite mir mein Mentor, Markus Gabriel, nach drei Jahren würde ich vom Thema genug haben, was ich gar nicht unplausibel fand. Jetzt sinds aber doch schon siebzehn Jahre geworden, und ich habe mehr Spass daran als je. Ich lasse es also auf mich zukommen, und wenn die Leidenschaft bleibt, dann können es von mir aus sehr gerne weitere fünfzehn Jahre werden.

Herzlichen Dank für das Interview.

(Dieses Interview ist Teil 5 einer kleinen Interview-Serie zum Thema Personal Branding.)


Lukas Stuber - Interview Personal Branding

Lukas Stuber ist Managing Director bei Dept und Mitgründer der Firma Yourposition (heute Teil von Dept). Lukas hat sich als Pionier im Bereich Search Engine Marketing im deutschsprachigen Raum einen Namen gemacht und ist gefragter Referent wie auch Dozent an verschiedenen Fachhochschulen.